23.08.2023
Nennen Sie einen Linzer Komponisten! Die Wahl fiele wohl in den meisten Fällen auf den Namensgeber des Brucknerhauses Linz. Doch wie sieht es mit Komponistinnen aus?
Wer dieser Frage nachgehen möchte, wird vom 5. bis 7. September mit der Entdeckung von drei faszinierenden Künstlerinnen belohnt, die ihre je eigenen Spuren in der oberösterreichischen Landeshauptstadt hinterlassen haben. Drei Kurzkonzerte im Palais Kaufmännischer Verein widmen sich dem Schaffen jeweils einer Linzer Komponistin. Studierende der Anton Bruckner Privatuniversität Linz spielen Werke der in Linz geborenen Mathilde Kralik von Meyrswalden, von Hedda Wagner, die als Journalistin, Schriftstellerin, Komponistin und Musiklehrerin in Linz wirkte sowie von Frida Kern, die mit ihrer Familie als kleines Kind nach Linz zog und später als Komponistin und Dirigentin mit ihrem ausschließlich aus Frauen bestehenden Orchester europaweit Erfolge feierte.
5. September 2023, 18:00 Uhr Gelber Saal, Palais Kaufmännischer Verein Frida Kern Zur Veranstaltung |
6. September 2023, 18:00 Uhr Gelber Saal, Palais Kaufmännischer Verein Hedda Wagner |
7. September 2023, 18:00 Uhr Gelber Saal, Palais Kaufmännischer Verein Mathilde Kralik von Meyrswalden |
Der Eintritt zu den Konzerten ist frei!
Kostenfreie Zählkarten sind ab 4. September online sowie im Service-Center und am Veranstaltungstag eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn im Palais erhältlich.
Am 9. März 1891 in Wien geboren, übersiedelte Frida Kern (geb. Seitz) 1896, im Todesjahr von Anton Bruckner, mit ihrer Familie nach Linz. Dort erhielt sie aufgrund ihrer offensichtlichen Begabung Klavierunterricht beim Bruckner-Freund und -Biographen August Göllerich. Nach Abschluss der Mittelschule heiratete sie 1909 den Bankangestellten Max Kern, nur wenig später wagte sie sich an erste Kompositionsversuche. Nachdem sie ihr Wissen bereits in den Jahren 1912 bis 1914 als außerordentliche Hörerin an der Musikakademie in Wien vertieft hatte, nahm sie 1923 schließlich ein Kompositions- und Dirigierstudium, unter anderem bei Franz Schmidt, Robert Heger und Eusebius Mandyczewski, auf. Nach Abschluss dieses Studiums im Jahr 1927 beschloss sie, als freischaffende Komponistin zu wirken und gründete eine „Damenkapelle“, mit der sie durch Europa und sogar Nordafrika tourte. Zur selben Zeit wurden in Wien und Linz regelmäßig Kompositionen aus ihrer Feder aufgeführt, unter anderem 1927 ihre Sinfonie in einem Satz im Großen Saal des Wiener Musikvereins. In der Zeit des Nationalsozialismus genoss sie hohes Ansehen, arbeitete zeitweise als Lektorin an der Musikakademie Wien und beantragte 1933 sowie 1939 die Aufnahme in die NSDAP, die jedoch beide Male aufgrund von Formalia abgelehnt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wirkte sie weiter als Komponistin, 1960 wurde ihr der Professorinnentitel verliehen und sie wurde Vizepräsidentin des Oberösterreichischen Künstlerbundes. Frida Kern starb am 23. Dezember 1988 in Linz.
Die am 21. Jänner 1876 in Niedernhart (heute: Ortsteil von Linz) geborene Hedda Wagner wuchs in einer wohlsituierten, wissenschaftlich-künstlerisch geprägten Familie auf. Im Zuge ihres umfangreichen Privatunterrichts lernte sie mehrere Sprachen (darunter Englisch, Französisch, Russisch, in späteren Jahren sogar Hebräisch) und erhielt schon früh Musikunterricht, unter anderem bei Adalbert Schreyer d. J. und Hermann Haböck. 1896, im Jahr von Anton Bruckners Tod, legte sie in Wien die Staatsprüfung in den Fächern Klavier, Musiktheorie und Komposition mit Auszeichnung ab. Wieder in Linz widmete sie sich dem Verfassen von Gedichten, Essays und Erzählungen, die sie unter anderem in der Linzer Tages-Post veröffentlichte, und betätigte sich als Komponistin. 1912 trat sie in die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) ein, wurde Mitglied des Landesfrauenkomitees und begann für das sozialdemokratische Tagblatt sowie für das Wochenblatt Wahrheit! zu schreiben. Zahlreiche ihrer Werke wurden bei Veranstaltungen der SDAP aufgeführt. Nachdem sie aus politischen Gründen bereits 1934 dazu gedrängt worden war, in Pension zu gehen, wurde sie 1938 vom Reichsverband der deutschen Presse wegen ihrer „judenfreundlichen Einstellung“ mit Schreibverbot belegt. Nach dem Zweiten Weltkrieg, den sie mit privaten heimatgeschichtlichen Arbeiten sowie Klavier- und Nachhilfestunden gewissermaßen in innerer Emigration verbrachte, wurde ihr 1936 verfasster Linz-Roman Stadt in Flammen als einziges ihrer Bücher noch zu ihren Lebzeiten veröffentlicht. Hedda Wagner starb am 24. März 1950 in Linz.
„Ich bin am 3. Dezember 1857 zu Linz an der Donau geboren“, heißt es in einer 1904 verfassten autobiographischen Skizze Mathilde Kraliks von Meyrswalden. „Von meinen Eltern hörte ich zuerst Beethoven’s Violin-Klavier-Sonaten. Haydn’s und Mozart’s Klänge wurden mir zunächst durch die häuslichen Quartette vermittelt. Später übernahmen dann meinebeiden älteren Brüder und schliesslich ich mit ihnen die Hausmusik, die in Duos, Trios und Quatuors unserer Klassiker bestand. Meinen ersten Klavierunterricht genoß ich bei meiner Mutter, dann bei Eduard Hauptmann in Linz. Meine ersten Kompositionsversuche förderte mein Bruder Richard, der sich lebhaft dafür interessierte. Nach unserer Übersiedlung nach Wien im Jahre 1870 erhielt ich Unterricht im Klavierspiel und in der Harmonielehre von CarlHertlein (Flötist der Hofoper). Im Jahre 1875 wurde ich Privat-Schülerin von Professor Julius Epstein für Klavier. Er nahm ernsten Anteil an meinen Kompositionen und riet mir zur weiteren Ausbildung Anton Bruckner für Contrapunkt, dessen Unterricht ich privatim ein Jahr genoß bis zu meinem Eintritt in die Kompositionsschule des Wiener Konservatoriums im Oktober 1876. Ich wurde in den zweiten Jahrgang (Schule Professor Franz Krenn) übernommen.Nach Absolvierung des folgenden dritten Jahrganges erhielt ich den ersten Preis. In den folgenden Jahren pflegten wir in unserem Hause den a capella-Gesang [sic!], wodurch ich mit den Werken der niederländischen, italienischen u[nd] deutschen Meister des XV. u[nd] XVI. Jahrhunderts vertrauter wurde. Als meinen hauptsächlichsten Lehrmeister betrachte ich Bach. Für die modernen Formen interessiert mich zumeist Liszt. Meine Kompositionen sind zum Teil gedruckt, zum größeren Teil noch Manuscript.“ Nach ihrem Studium konnte sich Kralik als freischaffende Komponistin ein bemerkenswertes Renommee erarbeiten und zahlreiche ihrer Werke zur Aufführung bringen. Zu den Höhepunkten ihres aus mehr als 250 Kompositionen bestehenden Œuvres, das drei Opern, zwei Oratorien, ein umfangreiches Liedschaffen sowie Klavier- und Kammermusik umfasst, zählen etwa Die Taufe Christi nach einem Gedicht von Papst Leo XIII. und die auf einem Libretto ihres Bruders basierende Märchenoper Blume und Weißblume, die 1910 in Hagen (Westfalen) und 1912 in Bielitz (Schlesien) zur Aufführung kam. Von 1912 bis zu ihrem Tod 1944 lebte Kralik mit der an der Universität Wien als Lektorin für romanische Sprachen wirkenden Alice Scarlates zusammen, die sie auch als Haupterbin ihres Nachlassvermögens einsetzte.
Jisoo Lee, 1. Violine
Jisoo Lee absolviert ein künstlerisches Masterstudium im Fach Violine an der Anton Bruckner Privatuniversität bei Sabine Nova. Sie begann ihre musikalische Reise an der Yewon School in Südkorea, setzte ihr Studium in Österreich fort, erhielt Auszeichnungen und sammelte Erfahrungen in Jugend- und Festivalorchestern und Kammermusikensembles. Aktuell ist sie im Bruckner Orchester Linz engagiert.
Tai-Jung Wu, 2. Violine
Tai-Jung Wu ist eine taiwanische Geigerin und Barockgeigerin. Seit 2020 studiert sie bei Albert Fischer an der Anton Bruckner Privatuniversität. Beim Internationalen Violinwettbewerb „Váša Příhoda“ hat sie 2022 den 2. Preis gewonnen.
Yu Uchino, Viola
Yu Uchino ist ein japanischer Geiger und Bratschist. Er studiert gegenwärtig bei Wolfram Wincor an der Anton Bruckner Privatuniversität. Beim Internationalen Kammermusikwettbewerb „Don Vincenzo Vitti“ 2021 erhielt er einen 3. Preis.
Markus Pröbstl, Violoncello
Markus Pröbstl kommt aus dem Chiemgau in Oberbayern. Er begann mit sieben Jahren mit dem Cellospiel, erst bei Lehrern in der Umgebung, bevor er ab 2018 bei Detlef Mielke in Salzburg Unterricht nahm. 2021 ging er an die Anton Bruckner Privatuniversität, wo er seinen Bachelor in Violoncello bei Andreas Pözlberger absolviert.
Veronika Harman, Sopran
Die in der Slowakei geborene Sopranistin Veronika Harman studierte Gesang am Kirchenkonservatorium in Bratislava sowie am Konservatorium ZUYD in Maastricht. Derzeit ist sie Gesangsstudentin an der Anton Bruckner Privatuniversität. Im Rahmen ihrer Ausbildung besuchte sie mehrere Meisterkurse, unter anderem beim österreichischen Dirigenten Friedrich Haider.
Ariana Soledad Oroño Guillen, 1. Violine
Die in Venezuela geborene Geigerin studiert Violine an der Anton Bruckner Privatuniversität bei Albert Fischer. 2023 hat sie den 12. Internationalen Violinwettbewerb „Váša Příhoda“ in Budweis gewonnen. Im Rahmen des Gesamtpreises der Jury wurde auch ihre Gestaltung des Rosenkavalier-Walzers von Váša Příhoda ausgezeichnet.
Jisoo Lee, 2. Violine
Jisoo Lee absolviert ein künstlerisches Masterstudium im Fach Violine an der Anton Bruckner Privatuniversität bei Sabine Nova. Sie begann ihre musikalische Reise an der Yewon School in Südkorea, setzte ihr Studium in Österreich fort, erhielt Auszeichnungen und sammelte Erfahrungen in Jugend- und Festivalorchestern und Kammermusikensembles. Aktuell ist sie im Bruckner Orchester Linz engagiert.
Greta Sophie Lantschner, Violoncello
Greta Sophie Lantschner erhielt ihr erstes Diplom 2015 am Konservatorium „Claudio Monteverdi“ in Bozen. Sie setzte ihr Studium bei Andreas Pözlberger an der Anton Bruckner Privatuniversität fort, wo sie 2020 den Bachelor mit Auszeichnung und 2023 den Master abschloss. Sie war Mitglied in mehreren Jugendorchestern, unter anderem im Jugendsinfonieorchester Südtirol, im Wiener Jeunesse Orchester, im Euphony Central European Youth Orchester, in der Südtirol Filarmonica und der Angelika Prokopp Sommerakademie der Wiener Philharmoniker.
Alfonso Sánchez Pérez, Klavier
Alfonso Sánchez Pérez wurde in Murcia, Spanien, geboren, wo er im Alter von 13 Jahren mit dem Klavierunterricht begann. Es folgte ein Bachelorstudium Konzertfach Klavier am Conservatorio Superior de Música „Joaquín Rodrigo“ de València bei Victoria Alemany und Mila Molina. Nach einem Erasmus-Aufenthalt in Dublin bei Thérèse Fahy absolvierte er dort den Aufbaustudiengang Recital Artist Diploma. Aktuell hat er sein Masterstudium Konzertfach Klavier an der Anton Bruckner Privatuniversität bei Sven Birch absolviert.
Ariana Soledad Oroño Guillen, 1. Violine
Die in Venezuela geborene Geigerin studiert Violine an der Anton Bruckner Privatuniversität bei Albert Fischer. 2023 hat sie den 12. Internationalen Violinwettbewerb „Váša Příhoda“ in Budweis gewonnen. Im Rahmen des Gesamtpreises der Jury wurde auch ihre Gestaltung des Rosenkavalier-Walzers von Váša Příhoda ausgezeichnet.
Juan Lopez Cuamatzi, Violoncello
Juan Lopez Cuamatzi wurde in Mexiko geboren. Als Violoncellist war er Mitglied der Camerata Angelopolitana/Camerata Del Conservatorio Puebla, des BUAP Symphony Orchestra und des Fo Guang Shan Youth Orchestra Wien, mit denen er in Tourneen in den USA, in Asien und Europa spielte. Als Komponist hat er seine Werke im Rahmen des Festivals Leicht über Linz 2022 und 2023 uraufgeführt sowie sein größeres Streichquartett im Brucknerhaus Linz.
Ayane Shimizu, Klavier
Ayane Shimizu wurde in Japan geboren. Nach ihrem Bachelor-Abschluss in Japan begann sie ein Masterstudium bei Oleg Marshev an der Anton Bruckner Privatuniversität und schloss dieses mit Auszeichnung ab. Derzeit studiert sie bei Till Alexander Körber Kammermusik im Masterstudium an der Anton Bruckner Privatuniversität.