Kammermusik für Streicher stößt häufig in sinfonische Dimensionen vor. Das zeigen schon die Streichquintette Mozarts, der den mit der Erweiterung der Quartettbesetzung verbundenen Zuwachs an klanglichem Volumen auf geniale Weise zu nutzen wusste: Das Quintett g-moll etwa ist ein revolutionäres Werk von regelrecht bestürzender Intensität des Ausdrucks, das nicht zufällig in Mozarts ‚persönlichster‘ Tonart steht. In Bruckners Intermezzo, ursprünglich als Ersatz für das Scherzo seines Streichquintetts entstanden, werden an der Sinfonie entwickelte Ideen auf die Kammermusik übertragen.
Schubert dagegen kündigte im März 1824 an, er wolle „noch ein Quartetto schreiben“, um sich „auf diese Art den Weg zur großen Sinfonie zu bahnen“. Dieses Streichquartett, das sein letztes bleiben sollte, komponierte er schließlich im Juni 1826 in nur elf Tagen. Es ist eines der Meisterwerke Schuberts und der gesamten Gattung, Zukunftsmusik, wie sie sich extremer, radikaler, kompromissloser und zugleich berührender kaum denken lässt. Was den Weg bahnen sollte, erreicht bereits das Ziel: Das monumentale Werk ist nichts Geringeres als eine Sinfonie für vier Streichinstrumente und bleibt doch, trotz aller orchestralen Wucht, welche die Klangballungen gerade in den Ecksätzen erreichen, immer Kammermusik.
Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)
Streichquintett Nr. 4 g-moll, KV 516 (1787)
Anton Bruckner (1824–1896)
Intermezzo d-moll für Streichquintett, WAB 113 (1879)
– Pause –
Franz Schubert (1797–1828)
Streichquartett Nr. 15 G-Dur, D 887 (1826)
Nobuko Imai | Viola
Auryn Quartett
Matthias Lingenfelder | Violine
Jens Oppermann | Violine
Stewart Eaton | Viola
Andreas Arndt | Violoncello