Bruckners Unterrichtsstoff
Nicht nur Werke Bruckners und seiner Schüler*innen erklingen im Internationalen Brucknerfest Linz 2021, sondern auch solche, die Gegenstand von Bruckners Unterricht waren, wie etwa die „Unvollendete“ von Franz Schubert, den Bruckner seinen Student*innen ob seiner avancierten Harmonik als „Vorläufer“ Richard Wagners vorstellte, ihn gar dessen „Johannes der Täufer“ nannte.
Ferner wurde zu satztechnischen Übungen, ganz entgegen der verbreiteten Annahme einer unversöhnlichen Gegnerschaft zwischen den beiden Komponisten, auch das Klavierkonzert Nr. 1 d-moll von Johannes Brahms herangezogen. Im Hauptthema von dessen Kopfsatz erkannte Bruckner mit untrüglichem Gespür das Thema für eine Sinfonie, als welche Brahms das Werk in der Tat anfänglich konzipiert hatte. Der sinfonischen Dimension des Konzerts wird Starpianist Paul Lewis bei seinem Brucknerhaus-Debüt nichts schuldig bleiben.
Dem Unterricht entstammt wohl auch ein 1876 (ab-)geschriebenes „Symphonisches Präludium“ c-moll, das sich erst 1948 im Nachlass des Bruckner-Schülers Rudolf Krzyzanowski fand und die Kopie einer Komposition Bruckners darstellt oder (eher) ein begonnenes Werk, das der Lehrer dem Schüler im Rahmen einer Instrumentationsübung zur Komplettierung übergab.Anton Bruckner (1824–1896)/Rudolf Krzyzanowski (1859–1911)
„Symphonisches Präludium“ c-moll, WAB add 332 (1876)
Franz Schubert (1797–1828)
Sinfonie Nr. 7 („Unvollendete“) h-moll, D 759 (1822)
– Pause –
Johannes Brahms (1833–1897)
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 d-moll, op. 15 (1854–57)
Paul Lewis | Klavier
Bruckner Orchester Linz
Markus Poschner | Dirigent